MTU trotzt mit Rekordzahlen Zollrisiken

Starker Start ins Jahr für MTU Aero Engines: Im ersten Quartal verzeichnete der Motorenhersteller ein starkes Umsatz- und Ergebniswachstum und übertraf die Erwartungen. Aber dunkle Wolken versammeln sich am Horizont und wirft einen Schatten über das laufende Jahr.
Nach einem überraschend starken Gewinn- und Umsatzsprung im ersten Quartal bereitet sich der deutsche Motorenhersteller MTU Aero Engines auf mögliche wirtschaftliche Turbulenzen durch neue US-Tarife vor – und blickt dennoch mit Zuversicht in die Zukunft. Bei der Präsentation der letzten Quartalszahlen in München am Dienstag warnte CEO Lars Wagner: „Die potenziellen Auswirkungen der derzeit sehr volatilen US-Tarifpolitik auf die globale Luftfahrtindustrie sind derzeit schwer vorhersehbar“. Gleichzeitig unterstrich er die Gruppes Optimismus und bestätigte das ehrgeizige Gewinnziel für 2025 – allerdings mit Vorbehalt.
Solides Wachstum bei der MTU – trotz Gegenwind aus Übersee
Obwohl die MTU immer noch ‚klar im Kurs‘ ist, sind in der Prognose vorerst nicht die möglichen direkten und indirekten Folgen neuer Handelsbarrieren enthalten. Wenn keine gezielten Gegenmaßnahmen ergriffen werden, könnten die Zollbelastungen das Unternehmen laut Wagner mittleren bis hohen zweistelligen Millionen kosten. Um Gegenmaßnahmen zu ergreifen, arbeitet das Unternehmen eng mit Partnern zusammen und konzentriert sich auf spezifische Maßnahmen zur Abschwächung der finanziellen Auswirkungen.
Erst letzte Woche überraschte die MTU mit den vorläufigen Zahlen für das erste Quartal – im positiven Sinne. Aufgrund des sich abschwächenden US-Dollars musste der Konzern die Umsatzprognose für das laufende Jahr leicht anpassen – nun liegt er bei 8,3 bis 8,5 Milliarden Euro. Allerdings hält die MTU ihr Ziel für das operative Ergebnis (bereinigtes EBIT) und den bereinigten Jahresüberschuss: Beide Kennzahlen sollen gegenüber 2024 um rund 15 Prozent steigen.
Der Gewinn steigt bei der MTU um 77 Prozent
Das erste Quartal übertraf deutlich die Erwartungen: Das bereinigte operative Ergebnis stieg um satte 38 Prozent auf 300 Millionen Euro – das Endergebnis war ein Gewinn von 224 Millionen Euro, was einem Sprung von 77 Prozent entspricht. Im Vergleich: Im gleichen Zeitraum des Vorjahres lag der Wert bei 126 Millionen Euro.
Das Wachstum ist weitgehend auf einen deutlichen Anstieg des Umsatzes zurückzuführen. Der Umsatz stieg im ersten Quartal um 28% auf rund 2,11 Milliarden Euro nach 1,65 Milliarden Euro im Vorjahr. Bereinigt stieg der Umsatz um ein Viertel auf knapp 2,1 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) explodierte buchstäblich um 67 % auf 314 Mio. Euro, während der bereinigte Wert um 38 % auf 300 Mio. Euro stieg.
MTUs Ziel: Fliegen mit Wasserstoff
Während die MTU mit kurz- und mittelfristigen Handelshemmnissen und volatilen Wechselkursen zu kämpfen hat, hat die Gruppe eine klare Zukunftsvision – und diese Vision ist elektrisch. Bereits Mitte der 2030er Jahre erwartet Wagner den kommerziellen Start von elektrisch angetriebenen Passagierflugzeugen. In einem Interview mit der Zeitung Münchner Merkur erklärte der CEO, dass der Brennstoffzellenantrieb vor allem für kleinere Flugzeuge mit 20 bis 30 Sitzplätzen bald Realität werden könne.
Die dahinterliegende Technologie basiert auf der Flying Fuel Cell (FFC) und ist für den Einsatz im regionalen Luftverkehr auf kürzeren Strecken vorgesehen. Der FFC verwendet eine Brennstoffzelle, in der Wasserstoff und Sauerstoff unter Bildung von Wasser reagieren und elektrische Energie freisetzen. Die erzeugte Energie treibt einen Propeller über ein Getriebe an, das von einem Elektromotor bewegt wird. Dieser Elektromotor ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen der MTU und der Emosys GmbH, einem Unternehmen mit Sitz in Starnberg, das sich auf Elektromotoren spezialisiert hat und seit 2023 Teil der MTU ist.
Langstrecken bleiben eine Herausforderung – Synthetischer Kraftstoff als Brückentechnologie
Für Mittel- und Langstreckenjets bleibt die Elektrifizierung hingegen eine große Herausforderung – die Flugzeuge sind für heute einfach zu groß und schwers Batterien. Hier wendet sich MTU alternativen Brennstoffen zu: Turbinen, die mit Wasserstoff oder synthetischen Kraftstoffen betrieben werden. Das größte Hindernis im Moment ist der Mangel an Infrastruktur für die Massenproduktion solcher Kraftstoffe. Aber Wagner bleibt zuversichtlich: ‚EsEs lohnt sich. Schließlich werden viele der rund 30.000 Breitkörperjets, die derzeit auf der ganzen Welt eingesetzt werden, in den kommenden Jahrzehnten fliegen – so zählt jede Technologie, die die CO₂-Emissionen senkt.
Neben der gewerblichen Luftfahrt ist die MTU auch im Militärbereich tätig und engagiert sich unter anderem im Bau des Eurofighter Fighter Jet – eine weitere Hauptstütze in einer Gruppe, die sich insbesondere in unsicheren Zeiten auf Diversifizierung, Innovationskraft und langfristige Perspektiven konzentriert.